04.04.2025

Brüssel scharrt mit den Hufen

Auch wenn nach dem "Zollfeuerwerk" von US-Präsident Donald Trump das Ausmaß der EU-Gegenreaktion noch nicht abschließend geklärt ist - eines ist klar: Die Europäische Union scheint einige Optionen in der Schublade zu haben. "Brüssel scharrt mit den Hufen", so ein Kommissionsbeamter im Gespräch mit AGRA Europe.
Am liebsten wäre den Brüsseler Beamten sowie der Kommissionsspitze offensichtlich dennoch eine Verhandlungslösung zum Wohle beider Seiten. Das legt zumindest ein Blick in den Terminkalender nahe: Am Freitag (4.4.) wird EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič mit seinem US-Gegenpart Howard Lutnick zusammenkommen. Am Montag (7.4.) und Dienstag (8.4.) soll es dann weitere bilaterale Online-Sitzungen geben. Neben Šefčovič soll dann auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an den Gesprächen beteiligt sein. Brüssel versucht also nach wie vor, einen Handelskrieg zu umgehen.
Parallel laufen allerdings Vorbereitungen für konkrete Gegenmaßnahmen, sollten die Verhandlungen – wie von vielen auf dem Brüsseler Parkett befürchtet – nicht fruchten. Ganz oben stehen dann wohl Gegenzölle auf der Liste. Spätestens Mitte April sollen über zwei Pakete Gegenmaßnahmen der EU im Wert von rund 26 Mrd. Euro angewendet werden, als Antwort auf die bereits in Kraft getretenen US-Zölle auf Stahl und Aluminium.
Am Mittwoch (9.9.) werden die EU-Botschafter der Mitgliedstaaten über das entsprechende Gesamtpaket abstimmen. Betroffen könnten dann unter anderem Whiskey und Erdnussbutter sein. Sorgen macht sich auch die EU-Tierfutterindustrie. Wenn die geplante Zölle unter anderem auf Mais und Lysin aus den Vereinigten Staaten angewendet werden, befürchtet der Sektor deutliche Engpässe. Hinzu kommt, dass die EU bereits seit Januar Zölle auf entsprechende Importe aus China erhebt.
Es kommt noch was
Parallel weisen hochrangige Beamte der Generaldirektion für Handel (DG TRADE) der EU-Kommission darauf hin, dass man zeitnah auch weitere Gegenzölle auf den Weg bringen könnte. Ende April könne ein Reaktionspaket auf die US-Autozölle, wenig später auf das am Mittwoch (2.4.) in Washington vorgestellte pauschale US-Zollpaket erfolgen. Welche Produkte genau diese Maßnahmen umfassen werden, da lassen sich die Beamten allerdings nicht in die Karten blicken. Klar scheint aber, US-Agrarprodukte dürften besonders im Visier sein. Auch wären andere Formen der Handelsbeschränkungen als Zölle möglich. Diese könnten unter anderem US-Geflügelfleisch treffen, munkelt man in der EU-Behörde.
Für Empörung sorgt bei den Handelsexperten der EU-Kommission, dass Trump mit seinen Pauschalzöllen und besonders hohen Zollsätzen viele der am wenigsten entwickelten Länder (LDC) treffen will. Wenn man dies so durchziehen werde, seien mindestens Bananen und Kaffee in den USA bald ein Luxusgut, so ein Beamter. AgE

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