17.03.2025

Die Landwirtschaft ist auf Kurs

Deutschland hat seine Klimaziele im Jahr 2024 eingehalten und befindet sich auf einem Pfad, auch die bis 2030 gesetzlich vorgeschriebenen Emissionsminderungen zu erreichen. Das geht aus den Daten zur Klimabilanz des Umweltbundesamtes (UBA), hervor, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und UBA-Präsident Dirk Messner am Freitag (14.3.) in Berlin vorstellten.
Auch im Sektor Landwirtschaft ist man mit Blick auf das Jahr 2030 "auf Kurs", sagte Messner. Dort wurden im vergangenen Jahr 1,3% an Emissionen eingespart. Anders sehe es wiederum bezogen auf das Jahr 2040 und 2045 aus. Klimaneutralität in der Landwirtschaft bedeute, dass sich dem "schwierigen und polarisierenden Thema Fleischkonsum" zugewandt werden müsse. Diese gesamtgesellschaftliche Debatte müsse rechtzeitig geführt werden, um später "kommunikatives Chaos" zu vermeiden, mahnte der UBA-Präsident.
Was die deutsche Gesamtbilanz angeht, sanken die Treibhausgasemissionen 2024 gegenüber dem Vorjahr um 3,4% auf 649 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Das Jahresziel wurde im letzten Jahr damit sogar deutlich übertroffen: Gesetzlich erlaubt wären 693,4 Mio. Tonnen gewesen, so das UBA. In "greifbarer Nähe" sei außerdem, bis 2030 die Emissionen gegenüber 1990, um 65% zu mindern - vorausgesetzt, dass die implementierten klimapolitischen Instrumente weiterhin konsequent umgesetzt würden.
Wie Habeck ausführte, ist ein "überproportionaler" Anteil der Einsparungen auf die Energiewirtschaft und insbesondere auf die Stromerzeugung zurückzuführen. Zur Emissionsminderung geringfügig beigetragen habe zudem die schwache wirtschaftliche Entwicklung sowie eine verhältnismäßig milde Witterung. "Kaum geliefert" habe dagegen der Verkehrs- und der Bausektor. Laut UBA droht daher auch, dass die Vorgaben der EU-Klimaschutzverordnung für 2021 bis 2030 verfehlt und damit Strafzahlungen an andere EU-Staaten fällig werden könnten.
Wälder mittlerweile CO2-Quelle
Sorgen macht Habeck die Klimaschutzfunktion der Wälder. Er bezeichnete es als "dramatischer Befund", dass Wälder im Landnutzungssektor mittlerweile selbst zu einer Quelle von Treibhausgasen geworden sind, anstatt Emissionen einzusparen. UBA-Präsident Messner zufolge kann mit den jetzigen Instrumenten die Senkenkapazität von Ökosystemen in Deutschland nicht gestärkt werden. Anstatt wie geplant im Jahr 2030 jährlich 30 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente zu binden, würden dann 32 Mio. Tonnen emittiert werden. Zurück bliebe eine Lücke von gut 60 Mio. Tonnen.
"Die ehemalige Senke wird zu einer Quelle", warnte Messner. Durch den fortschreitenden Klimawandel würde sich dieser Effekt zudem verstärken, da die Ökosysteme weiter geschwächt würden. Es brauche daher aus seiner Sicht eine "konzertierte Strategie für mehr natürlichen Klimaschutz". Laut UBA schließt das unter anderem mehr Gelder für den Waldumbau, eine Waldmehrung sowie den Aufbau des Holzproduktspeichers ein, etwa durch mehr langlebige Holzprodukte. Außerdem müsse der Humusaufbau durch verschiedene Maßnahmen gefördert werden.
Waldeigentümer für Änderung des Klimaschutzgesetzes
In Reaktion auf die vorgestellten Zahlen plädiert der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), Andreas Bitter, für niedrigere CO2-Senkenziele im Landnutzungssektor. "Diese aus heutiger Sicht unrealistischen Vorgaben wurden zu einem Zeitpunkt fixiert, da die dramatischen Folgen der Klimakrise im deutschen Wald noch nicht im vollen Umfang absehbar waren", sagte Bitter.
Trotz zuletzt hoher Kalamitäten gebe es in Deutschland historisch höchste Holzvorräte, häufig in instabilen Beständen. Diese "Risikovorräte" abzubauen sei notwendig, um die Wälder zu stabilisieren und klimaresilient umzubauen. Der durch das Klimaschutzgesetz vorgegebene Vorratsaufbau drohe vor diesem Hintergrund "zu einer waldbaulichen Geisterfahrt" zu werden, warnte Bitter.
Union und SPD müssten sich daher im Koalitionsvertrag auf eine Reform des Klimaschutzgesetzes einigen. Die Ziele des Landnutzungssektors müssten "unter Berücksichtigung der Waldschäden, des Alters der Wälder sowie der Erfordernisse des klimaresilienten Waldumbaus" angepasst werden. Dies habe auch der wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik (WBW) beim Bundeslandwirtschaftsministerium kürzlich empfohlen, so Bitter. AgE

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