28.02.2025

Demografie ist schwer umzudrehen

Eine wenig ausgeprägte Zivilgesellschaft hat die Wahlerfolge der AfD in ländlichen Räumen begünstigt, sagt die Soziologin Prof. Claudia Neu. "Als Kümmerin konnte sich die AfD da präsentieren, wo demokratische Parteien oder Vereine personell schwach aufgestellt sind, wo öffentliche Begegnungsorte und Infrastrukturen fehlen und die kirchliche Bindung gering ist", sagt die Inhaberin des Lehrstuhls Soziologie ländlicher Räume an den Universitäten Göttingen und Kassel im Interview mit AGRA Europe.
Besorgt zeigt sich die Wissenschaftlerin über die Folgen der demografischen Entwicklung vor allem in ländlichen Regionen Ostdeutschland: "Wir beobachten in diesen Gebieten eine besonders brisante Mischung aus Abwanderung, Geburtenrückgang und dann eben auch Alterung." Über viele Jahre hätten vor allem junge Frauen, die peripheren ländlichen Räume verlassen, um woanders zu lernen, zu arbeiten und dann auch Familien zu gründen und sind nur sehr selten zurückgekommen. In der Folge seien nicht nur die Kinder und Enkel weg gewesen, sondern auch Schulen, Jugendclubs und Fußballvereine. "Die Demografie lässt sich nicht einfach umdrehen, die Alterung schon gar nicht", warnt Neu. Ohne Zuzug, auch aus dem Ausland, werde sich dieser düstere Trend jedoch noch weiter fortsetzen.
Vom Bundeslandwirtschaftsministerium erwartet die Vorsitzende des Sachverständigenrats für Ländliche Entwicklung (SRLE), dass es sich "nicht nur mit Lippenbekenntnissen als Anwalt für ländliche Räume im Wandel" versteht. AgE

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