Bauern sitzen am Verhandlungstisch
Novum im deutschen Lebensmitteleinzelhandel: Der Discounter Penny hat einen Drei-Parteien-Vertrag über die Belieferung mit Milch geschlossen. Am Verhandlungstisch in Bad Münstereifel saßen neben dem Lieferanten "Die faire Milch" auch Milchbauern als gleichberechtigter Partner, und zwar Mitglieder der Erzeugergenossenschaft "Fair Food".
Der Dachverband European Milk Board (EMB) begrüßte am Dienstag (29.10.) dieses Vorgehen als "richtungsweisend". So werde Transparenz und Fairness in die Kalkulation und Preisfindung gebracht. Milcherzeuger hätten dadurch eine gleichberechtigte Stimme in den Vertragsverhandlungen. "Das schafft nicht nur Vertrauen, sondern ermöglicht einen echten Dialog auf Augenhöhe", betonte der EMB-Vorsitzende Kjartan Poulsen.
Poulsen wies darauf hin, dass "Die faire Milch x milprima" ab sofort in allen Penny-Märkten bundesweit erhältlich ist. Grundlage für die Preisfindung ist der Milchmarker-Index (MMI), der die Entwicklung der Milcherzeugungskosten aufzeigt und regelmäßig vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) aktualisiert wird. Im Juli lagen die Vollkosten für den Liter Rohmilch mit 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß nach dessen Berechnungen bei 46,52 Cents. In den Penny-Läden kostet "Die faire Milch x milprima" aktuell 1,19 Euro.
Die Erzeugergenossenschaft "Fair Food" glänzt mit besonderen Kriterien für ihre Mitglieder. Diese dürfen nur gentechnik-freie Futtermittel nutzen und keine aus Übersee. Zudem müssen sie an mindestens einem Tierwohl- oder Umweltprojekt teilnehmen. Schließlich gilt für die Betriebe eine Obergrenze von 2,5 Großvieheinheiten (GVE) pro Hektar.
Penny hielt sich indes mit Verlautbarungen zu dem Vertrag und zu dem Produkt zurück. Unter den "Food-Highlights für alle" fand sich kein Hinweis auf "Die faire Milch". Geworben wurde hier stattdessen für "Kerrygold irisches Butterschmalz". Und unter der Rubrik "Getränke" fand sich keine Trinkmilch, sondern Cola und Pepsi, Fuze Tea sowie Valensina Roter Kinderpunsch. AgE